Er ist ein fantastischer Sänger, ein Fliegerass und hat – ein schillerndes Gefieder: der Star! Obwohl der besondere Vogel in Deutschland häufig anzutreffen ist, gilt er zunehmend als gefährdete Art. Woran liegt das? Kurz bevor er sich auf die Reise ans Mittelmeer macht, um dort zu überwintern, haben wir einen Star zum Interview getroffen.
Prima lieber Star, dass du Zeit für ein Gespräch hast! Zumal du ja schon auf dem Sprung Richtung Mittelmeer bist…
Ja, mir ist es einfach zu kalt hier im Winter. Deshalb mache ich mich bald auf den Weg in wärmere Gefilde. Meine Reisegruppe ist riesig: Über 100.000 Freunde und Bekannte sind dabei. Andere Gruppen sind ähnlich groß. Viele Menschen finden es toll, unsere großen Schwärme mit ihren Wellenbewegungen anzuschauen. Wir suchen uns so viele Mitreisende, um uns vor Greifvögeln zu schützen. Die haben es schwer, einzelne Stare in einem Schwarm zu verfolgen.
Rempelt ihr euch nicht öfter mal an in so einer großen Gruppe?
Nein, das ist eins unsere Talente: Ich selbst richte mich immer an sieben Freunden um mich herum aus und versuche, meine Position zu halten. Das klappt wunderbar. Deshalb sieht es so aus, als wenn unser Schwarm ein einziges Lebewesen wäre, das sich hin und her bewegt.
Wenn wir schon bei Talenten sind: Du bist ja ein großartiger Sänger. Was singst du am liebsten?
Ich bin schon stolz auf meine Stimme. Mein Gesang besteht aus sehr vielen verschiedenen Tönen und ich bin sehr kreativ – ich mache zum Beispiel gerne das Geräusch einer Alarmanlage oder Handyklingeln nach. Du solltest mal die Gesichter der Menschen sehen, wenn ich das in einem Park mache. Das ist ziemlich lustig. Ich kann aber auch Hunde oder Enten imitieren, und viele weitere Geräusche. Das beeindruckt auch die weiblichen Stare.
Apropos Damen, bist du bereits vergeben?
Auch wenn das einige meiner Fans sicher etwas enttäuschen wird, aber ja, das bin ich. Wir haben auch schon vier Kinder, alle sind im April aus ihren Eiern geschlüpft – und zwar zuhause in unserer gemütlichen Baumhöhle. Andere Stare bevorzugen ja eher neumodische Behausungen wie Nistkästen, Dachgauben oder sogar Laternen. Mächtig stolz sind wir auf unsere Kleinen, sie waren nämlich schon nach drei Wochen flügge. Wir haben sie aber auch kräftig mit Regenwürmern, Fliegen und anderen Insekten gefüttert, so dass sie sich prächtig entwickelt haben. Im Sommer haben wir mit unseren Kindern Ausflüge in die Obstgärten gemacht und leckere Kirschen gefuttert.
Das hört sich nach einem guten Leben an.
Wir können nicht klagen. Allerdings verändert sich schon seit längerer Zeit so einiges zum Nachteil. Landwirte nutzen Wiesen, Weiden und Äcker immer stärker und spritzen Gift dorthin, wo wir unsere Nahrung suchen. Das macht vielen Staren zu schaffen. Sie brüten nicht mehr, denn es gibt in der Nähe der Brutplätze nichts mehr zu essen.
Das klingt furchtbar. Was muss sich denn ändern, damit es den Staren wieder besser geht?
Wir Stare brauchen zwei Dinge zum Glücklichsein: Nistplätze, also am liebsten Bäume am Waldrand, und grüne Weidelandschaften mit kurzem Rasen drauf. Dort finden wir dann auch reichlich zu essen für unsere Familien. Diese Lebensräume sollten die Menschen schützen. Dann singen wir auch gerne für sie.
Lieber Star, ich danke dir für das Gespräch.