Das glaubst du nicht? Es stimmt aber: Gemessen an meiner Körpergröße gehöre ich als Regenwurm tatsächlich zu den stärksten Tieren auf der Erde. Bei meiner Hauptbeschäftigung, dem Graben, stemme ich das 50- bis 60-fache meines eigenen Körpergewichts. Und diese Dinge wusstest du vielleicht auch noch nicht über mich:
Meine Tunnel sind bis zu drei Meter tief
Und das tut dem Garten richtig gut. Denn ich belüfte den
Boden und schichte Nährstoffe von unten nach oben um. Durch meine vielen
Regenwurm-Gänge kann sich keine Nässe stauen, sondern die Erde saugt den Regen
auf. Wo ich am Werk bin, wächst und gedeiht alles leichter.
Ich bin richtig gefräßig – obwohl ich gar keine Zähne habe
Deshalb warte ich, bis Pilze und Bakterien die Pflanzenteile
mundgerecht für mich vorbereitet haben. Sobald die Pflanzenteile verrottet
sind, kann ich den Brei mühelos aufnehmen und verdauen. Dabei nehme ich auch
immer größere Mengen Erde mit auf. Jeden Tag esse ich so fast die Hälfte meines
Eigengewichts.
Mein Dünger ist der beste
Wer viel isst, muss auch viel aufs Klo. Das ist bei mir der
Boden, durch den ich mich bewege – und dort kommt mein nährstoffreicher
Regenwurm-Kot super an. Denn das Essen, das ich in meinem Darm mit Pilzen und
Bakterien mische, kommt als feinster Dünger wieder heraus.
Ich habe keine Augen, kann aber trotzdem „sehen“
Lichtempfindliche Zellen, die über meinen gesamten Körper
verteilt sind, helfen mir dabei. So kann ich zwar nicht wirklich sehen, aber
hell und dunkel unterscheiden.
Ich habe Spikes wie ein Fußballschuh
Zur Fortbewegung brauche ich keine Beine, Flossen oder
Flügel. Stattdessen kannst du dir meinen Körper als einen etwa 12 bis 30 cm
langen, elastischen Schlauch vorstellen, der mich Wasser gefüllt ist und dabei
von Längs- und Ringmuskeln gestützt wird. Indem ich die abwechselnd strecke und
zusammenziehe, grabe ich mich vorwärts. Damit ich nicht zurückrutsche, habe ich
an jedem meiner Segmente kurze Borstenpaare, die ich wie Spikes in den Boden stemmen
kann.
Sonne mag ich gar nicht
Mein Name kommt eigentlich daher, dass ich so aktiv bin,
also ein besonders „reger Wurm“ – später wurde dann daraus Regenwurm,
vielleicht weil ich bei Regen an die Erdoberfläche komme, weil mich das viele
Wasser irritiert. Ein bisschen Feuchtigkeit brauche ich allerdings im Boden,
weil ich durch meine Haut atme und das nur funktioniert, solange die nicht
austrocknet. Sonne mag ich deshalb gar nicht – auch weil UV-Licht mich
umbringen kann.
Wenn du mich zerschneidest, sterbe ich
Viele Menschen glauben immer noch, dass sich aus einem in
der Mitte getrennten Regenwurm zwei neue entwickeln würden. Aber wenn das
stimmen würde, müsste ein Teil des Wurms dann mit seinem Hinterteil essen – das
ist also Unsinn. Nur das Ende mit den lebenswichtigen Organen lebt weiter und
kann nachwachsen. Aber auch das funktioniert meistens nicht, denn ein
verletzter Regenwurm wird meist Opfer von Bakterien und Pilzen.
Was du tun kannst:
Zerschneide niemals einen von uns Regenwürmern. Erkläre auch
deinen Freunden, warum sie Regenwürmer nicht verletzen oder töten sollen – und
was für tolle Tiere wir sind!
Wenn du nach dem nächsten Regen einen Regenwurm siehst, der
gerade hilflos austrocknet, dann nimm ihn einfach und bringe ihn wieder an
einen Ort, wo er zurück in die schützende Erde kann.
Deine Familie hat einen Garten? Dann bitte alle, keine
Pestizide zu verwenden. Diese giftigen Spritzmittel können uns Regenwürmer
nämlich schon bei einer einzigen Anwendung umbringen.