Kaninchen gehören zu den beliebtesten „Haustieren“: Viele Kinder sind von ihrem weichen und flauschigen Fell begeistert, und ihr wackelndes Näschen lässt die Tiere sehr putzig wirken. Doch auch wenn sie so aussehen, Kaninchen sind keine Kuscheltiere!
Wenn du trotzdem gerne Kaninchen aus dem Tierheim bei dir aufnehmen und ihnen ein schönes Zuhause schenken möchtest, findest du hier die zehn wichtigsten Tipps zur Kaninchenhaltung.
1. Kaninchen aus dem Tierheim adoptieren
Wenn du auf der Suche nach neuen tierischen Mitbewohnern bist, solltest du sie im Tierheim oder in einer Kaninchennotstation suchen. Züchter:innen und Zoohandlungen solltest du nicht unterstützen. Viele Kaninchen, die in Zoohandlungen verkauft werden, haben schon schlimme Dinge gesehen und erlebt, weil es kaum Gesetze für ihren Schutz gibt. Viele Kaninchenkinder werden dort außerdem viel zu früh von ihren Müttern getrennt, wodurch sie krank werden. Im Tierheim warten ganz viele unterschiedliche Tiere auf ein neues Zuhause – auch Kaninchen unterschiedlichsten Alters.
2. Kaninchen sind soziale Tiere
Kaninchenbabys brauchen etwa zwei Monate lang ihre Mutter. Auch danach brauchen die kleinen Fellnasen auf jeden Fall Gesellschaft: Am einfachsten ist es, wenn Kaninchen mindestens zu zweit leben. Dabei ist es wichtig, darauf zu achten, dass mindestens die weiblichen oder die männlichen Tiere kastriert oder sterilisiert sind, um eine Vermehrung zu vermeiden. Ab einer Gruppengröße von vier Kaninchen wird ihre Zusammenführung schwieriger. Als Anfänger:in solltest du daher zwei Kaninchen zusammen halten oder eine bestehende Kaninchengruppe adoptieren. Bei weiblichen Tieren muss unbedingt die Verträglichkeit gewährleistet sein, da es oft untereinander zu heftigen Streitigkeiten kommt. Die Mitarbeiter:innen im Tierheim kennen ihre Schützlinge und können dich hier bei einem Kennenlernen oder einer Zusammenführung perfekt beraten.
Kaninchen sind sehr soziale Tiere und haben eine ganz eigene Persönlichkeit. Viele Menschen wissen nicht, dass Kaninchen genauso viel Zuwendung brauchen wie ein Hund oder eine Katze, aber nicht gerne vom Menschen gekuschelt werden. Wenn sie nicht genug Aufmerksamkeit, Liebe und Gesellschaft von anderen Kaninchen bekommen, können sie depressiv werden und Verhaltensstörungen entwickeln.
3. Kaninchen brauchen Platz und Abwechslung
Kaninchen bewegen sich gerne und viel, deshalb benötigen sie richtig viel Platz! Kaninchen rennen, hüpfen und buddeln gerne. Ein „normales“ Kaninchengehege aus dem Zoogeschäft ist in den meisten Fällen zu klein. Fehlende Bewegung macht die Tiere unglücklich und krank. Treppen und Tunnel bieten Kaninchen Beschäftigung und Abwechslung. Eine große Buddelkiste ist unbedingt notwendig. Kaninchen bewohnen in der Natur verzweigte Höhlensysteme in der Erde. Eine artgerechte Haltung der Tiere ist somit kaum möglich, daher sollte man sich besonders viel Mühe geben, um die Bedürfnisse der Tiere so gut es geht zu befriedigen.
Mit ein bisschen Kreativität und Geschick kannst du aus alten Toiletten- und Küchenpapierrollen selbst Spielzeug für deine Kaninchen basteln. Auch Gras und andere geeignete Nahrungspflanzen eignen sich dafür. In der Natur verstecken sich Kaninchen vor ihren Feinden. In ihrem Zuhause brauchen sie daher ebenfalls Versteckmöglichkeiten wie zum Beispiel Häuschen oder Tunnel. Wichtig ist, dass diese zu mehreren Seiten Öffnungen haben. Gibt es Streit zwischen den Kaninchen, kann so auch ein Tier, das sich im Häuschen befindet, ohne Probleme flüchten.
4. Kaninchentoilette
Deine Kaninchen brauchen außerdem unbedingt eine Toilette, denn sie möchten ihr Zuhause nicht verschmutzen. Stelle sicher, dass diese regelmäßig geputzt wird – am besten täglich – nach Bedarf auch mehrmals!
5. Die richtige Pflege: Fellpflege und Sauberkeit
Kaninchen sind von Natur aus sehr reinliche Tiere. Sie putzen sich selbst, aber im Gegensatz zu Katzen können sie keine Haarbälle hochwürgen. Leider werden oft Kaninchen mit unnatürlich viel Fell oder langem Fell gezüchtet. Damit deine Kaninchen nicht zu viel Fell beim Putzen aufnehmen, müssen sie dann, je nach Fellbeschaffenheit, regelmäßig bei der Fellpflege unterstützt und gebürstet werden. Dies bedeutet oft starken Stress für die Tiere. Du solltest deine Kaninchen allerdings niemals baden, weil nasse Kaninchen schnell krank werden und zum Beispiel leicht eine Lungenentzündung bekommen! Die Kleintiere sollten mindestens einmal jährlich in einer tiermedizinischen Praxis untersucht werden – auch wenn sie gesund aussehen.
6. Nahrung und Wasser
Bei der Nahrung sind die kleinen Tiere wählerisch, und vieles bekommt ihnen nicht. Deshalb benötigen sie spezielle Nahrung wie Gras, besonderes Heu, Kräuter und ein bisschen frisches Gemüse und Obst. Besonders gerne mögen sie Blätter und Äste, zum Beispiel vom Haselstrauch. Nahrung, die Getreide enthält, ist für sie ungesund! Informiere dich am besten zusammen mit deinen Eltern darüber, welche Nahrung für deine tierischen Mitbewohner gesund ist. Die Kaninchen haben einen besonderen Magen-Darm-Trakt, weswegen sie immer essen müssen. Isst dein Kaninchen einige Stunden nichts, dann solltest du unbedingt mit ihm in eine Tierarztpraxis.
Deine Kaninchen sollten jederzeit Zugang zu Wasser haben, das auch täglich ausgetauscht werden muss. Am besten eignet sich ein Keramiknapf, welcher täglich gereinigt wird. In Flaschen sammeln sich schnell Bakterien und Keime im Trinkhalm. Im Winter friert das Wasser bei Minustemperaturen ein und muss regelmäßig überprüft werden.
7. Kaninchen können leicht krank werden
Kaninchen sind sehr empfindlich, und jede noch so kleine Veränderung kann sie krank machen und sogar lebensgefährlich werden. Oft sieht man den Tieren eine Erkrankung nicht an – daher ist hier hohe Aufmerksamkeit gefragt. Wenn sich ein Kaninchen kaum bewegt, Durchfall hat, niest, appetitlos ist, mit den Zähnen knirscht, sabbert oder Verstopfung hat, ist etwas ganz und gar nicht in Ordnung. Auch bei Hautveränderungen sollte das Tier zum Tierarzt. Weil Kaninchen so empfindlich sind, können Krankheiten für sie schnell tödlich enden. Deshalb musst du sofort deine Eltern und eine tiermedizinische Praxis informieren, wenn dir Veränderungen auffallen. Beispielsweise kann Durchfall schnell lebensgefährlich werden; das Tier braucht sofort medizinische Hilfe. Im Sommer können Fliegenmaden im Fell oder in Wunden von Kaninchen in kürzester Zeit zu einem gefährlichen Madenbefall führen. Abwarten kann in solchen Fällen lebensgefährlich für die Tiere sein.
8. Kaninchen sind empfindlich und schreckhaft
Kaninchen werden in der Natur von ihren Feinden gejagt. Deswegen haben sie Angst, wenn man sie hochnimmt. Wenn Kaninchen dann panisch anfangen zu strampeln und daher vom Arm herunterfallen, können sie sich schwer verletzen, und beispielsweise kann ihre Wirbelsäule dabei brechen. Ihr solltet euch immer als ganze Familie um die Kaninchen kümmern. Willst du dein Kaninchen anfassen, dann am besten, wenn es auf dem Boden sitzt und du es mit Leckereien anlocken kannst. Verkriecht es sich, dann lass deinen tierischen Freund in Ruhe und respektiere seine Bedürfnisse.
Wenn du deine tierischen Mitbewohner über längere Zeit aufmerksam beobachtest, kannst du lernen, ihre Sprache zu verstehen.
9. Kaninchen können alt werden
Kaninchen können zehn Jahre oder sogar älter werden. Sie benötigen jeden Tag viel Pflege und Zuwendung. Am Anfang ist es noch sehr aufregend, ein neues Kaninchen zu haben. Mit der Zeit verlieren viele Menschen ihre Begeisterung für die kleinen Fellnasen und vernachlässigen sie daher: Oftmals werden die Kaninchen dann ignoriert oder sogar ausgesetzt. Manche Menschen setzen sie einfach in einem Käfig vor dem Tierheim aus oder bringen sie in den Wald, wo die Tiere nicht lange überleben können. Das ist gesetzlich verboten! Wenn deine Familie entscheidet, dass ihr bereit seid, Kaninchen zu euch zu holen, dann findet ihr in eurem Tierheim Kaninchen, die perfekt zu euch passen. Die Mitarbeitenden beraten euch und stehen euch für Fragen zur Seite.
10. Kaninchen im Winter draußen halten – geht das?
Kaninchen können das ganze Jahr über draußen gehalten werden. Das geht aber nicht von heute auf morgen: Die Tiere müssen sich langsam daran gewöhnen – ein Umzug nach draußen muss also gut geplant sein und darf nicht im Herbst oder Winter stattfinden. Kaninchen müssen dann ein gut isoliertes Haus und einen Bereich haben, der sie vor Kälte und Nässe schützt, und ausreichend gesicherten Auslauf, damit sie durch die Bewegung warm bleiben. Das Gehege und die Ställe müssen bei Wind und Wetter stets gepflegt sein – nur dann fühlen sich die Kaninchen wohl.
Was du noch wissen solltest …
Informiere dich zusammen mit deinen Eltern ausgiebig, bevor ihr euch für Kaninchen entscheidet. Die Verantwortung ist sehr groß, und jeder Einzelne muss sich gut überlegen, ob er viele Jahre lang Spaß und Freude an der aufwändigen Versorgung der kleinen Freunde haben wird.